Männerperspektiven
Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik
1. Männerperspektiven
Wie blicken Männer heute auf Gleichstellung und Gleichstellungspolitik? Haben sich Einstellungen und Sichtweisen in den letzten Jahren verändert und wenn ja, wie? Um das näher zu beleuchten, hat das Bundesforum Männer die repräsentative Studie „Männerperspektiven. Einstellungen von Männern zu Gleichstellung und Gleichstellungspolitik“ in Auftrag gegeben. Diese schließt an die Untersuchungen „Männer. Rolle vorwärts – Rolle rückwärts“ (2007) sowie „Männer-Perspektiven. Auf dem Weg zu mehr Gleichstellung?“ (2015) an und liefert im Zeitvergleich aktuelle Befunde für ausgewählte Fragestellungen.
Aus Sicht des Bundesforum Männer muss Gleichstellungspolitik Männer (1) als Unterstützer und Verbündete, (2) als eigenständige Agenten des Wandels und (3) als Akteure mit eigenen Themen und Bedarfen ansprechen, mitnehmen und einbeziehen. Die vorliegenden Studienergebnisse geben wertvolle Hinweise darauf, wie Männer heute zu Gleichstellung stehen und worauf bei der Gestaltung einer erfolgreichen gleichstellungsorientierten Männerpolitik zu achten ist.
2. Zentrale Befunde
- Immer mehr Männer sind der Auffassung: Gleichstellung ist wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
- Noch ein weiter Weg – nur wenige Männer sind voll und ganz der Überzeugung: In Deutschland ist die Gleichstellung von Frauen und Männern realisiert.
- Für die meisten Männer heute gilt: Für eine Partnerschaft ist es gut, wenn beide berufstätig sind.
- Die Vorbehalte gegen Teilzeit-Erwerbstätigkeit bröckeln. Immer weniger Männer sind davon überzeugt, dass Teilzeitarbeit die Berufskarriere gefährdet.
- Sehr viele Väter sind heute der Ansicht: In Unternehmen sollte es für Väter genauso akzeptiert sein wie für Mütter, ihre Erwerbsarbeit zu reduzieren, um sich um die Kinder zu kümmern.
- Leitbild aktiver Vaterschaft von Anfang an gewinnt an Bedeutung. Männer zur Frage: Wer sollte in den ersten Monaten nach der Geburt zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern?
- 67 % der Männer finden: Gleichstellungspolitik befasst sich noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern.
- Haltungen von Männern zur Gleichstellungspolitik – eine Typologie
Typ 1: 23 % Befürworter einer aktiv-offensiven Gleichstellungspolitik
Typ 2: 14 % Befürworter einer moderaten Gleichstellungspolitik
Typ 3: 31 % Distanzierte Akzeptanz, aber kaum Interesse
Typ 4: 22 % Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik
Typ 5: 10 % Anti-Gleichstellung: Festhalten an bewährter „natürlicher“ Geschlechterordnung - Einschätzung von Männern zur Nützlichkeit konkreter Angebote und Maßnahmen der Gleichstellungspolitik
86 % Mehr Männer für soziale Berufe gewinnen
85 % Bundesweite Beratungsangebote für Männer und Jungen als Täter und Opfer von Gewalt
77 % Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld - Maskulistische / antifeministische Einstellungen und Haltungen bei Männern – eine Übersicht
A: 7,9 % Kategorische Ablehnung
B: 57,1 % Weitgehende Distanz zum Maskulismus
C: 30,5 % Empfänglich für einzelne Thesen und Argumente
D: 3,7 % Weiterer Kreis überzeugter Maskulisten
E: 0,8 % Harter Kern Maskulismus
3. Übergreifende Zusammenfassung
- Eine große Mehrheit der Männer findet Gleichstellung richtig und wichtig – sowohl gesamtgesellschaftlich, mit Blick auf Unternehmen und ihre Vereinbarkeitskultur als auch in Bezug auf die eigene Partnerschaft. Positive Einstellungen und Haltungen von Männern zu Gleichstellung haben seit 2015 nochmals zugenommen.
- Etwas mehr Männer als 2015 zeigen heute eine Distanz zu maskulistischen / antifeministischen Einstellungen und Haltungen. Der Anteil überzeugter Antifeministen ist kleiner geworden. Aber mehr als 30 % der Männer sind für solche Haltungen empfänglich.
- Über zwei Drittel der Männer sind der Ansicht, dass sich Gleichstellungspolitik noch zu wenig mit den Bedürfnissen und Anliegen von Männern befasst. Ebenso viele Männer finden aber auch, dass noch zu wenig für Mütter gemacht werde. 46 % der Männer sind zudem der Ansicht, dass sowohl die Bedürfnisse und Anliegen von Männern als auch die von Frauen noch zu wenig im Fokus der Gleichstellungspolitik stehen.
- Es zeigt sich eine gegenläufige Entwicklung unter Männern: Zunehmende Zustimmung für Gleichstellung, aber abnehmende Zustimmung für Gleichstellungspolitik. 2015 zählte noch ein gutes Drittel zu den Befürwortern einer aktiven, offensiven Gleichstellungspolitik, heute sind es nur noch ein knappes Viertel. Auf der anderen Seite wuchs im gleichen Zeitraum der Anteil der Gegner einer weiter gehenden Gleichstellungspolitik auf ein gutes Fünftel.
4. Politische Schlussfolgerungen
- Gleichstellungspolitik muss Männer differenziert und zielgruppenspezifisch adressieren:
- Aktive Befürworter von Gleichstellungspolitik weiter ermutigen, bestärken und unterstützen.
- Wenig an Gleichstellung interessierte Männer und skeptische Gegner mit einladenden und einbeziehenden Maßnahmen überzeugen.
- Zugleich klare Grenzen setzen gegenüber harten Gegnern und Vertretern antifeministischer Positionen.
- Ein zentraler Hebel für mehr Gleichstellung ist, die Übernahme von Sorgearbeit durch Männer und Väter stärker zu fördern. Wichtige Bausteine dazu sind die Einführung der Vaterschaftsfreistellung nach Geburt (Familienstartzeit), der Ausbau der Partnermonate beim Elterngeld und die Förderung vollzeitnaher Teilzeit.
- Um toxische Vorstellungen von Männlichkeit zu überwinden und gesellschaftliche Normen weiter in Richtung Gleichstellung und Vielfalt zu verändern, sind geschlechterreflektierte Ansätze in Bildung, Beratung und psychosozialer Arbeit notwendig. Insgesamt braucht es einen flächendeckenden Ausbau von Bildungs- und Beratungsangeboten für Jungen, Männer und Väter.
- Wir sind davon überzeugt, dass gleichstellungsorientierte Männerpolitik darüber hinaus auch einen Beitrag zur Extremismusprävention und Demokratieförderung leistet.
5. Infografiken
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Impressum
Herausgeber:
Bundesforum Männer – Interessenverband für Jungen, Männer und Väter e.V.
Reginhardstraße 34
13409 Berlin
bundesforum-männer.de
Autor der Studie:
Prof. Dr. Carsten Wippermann
DELTA-Institut für Sozial- und Ökologieforschung GmbH
Fischhaberstraße 49a
82377 Penzberg
HRB 187781, Amtsgericht München
Gestaltung:
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Kontakt:
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Stand:
November 2023, 1. Auflage